Hassliebe 2

Ich hab’ ‘n Puff
Und meine Puffmama heißt Layla
Sie ist schöner, jünger, geiler
La-La-La-La-La-La-La-Layla

Es ist mal wieder so weit: Kulturmarxisten greifen an! Gar Kunst wird indiziert! Doch Rettung ist nah, denn der gemeine abendländische Kulturwächter ist auf der Hut, zeigt in den Kommentarspalten deutscher Onlinemedien Dauerpräsenz, nennt das schreiende Unrecht, die Barbarei am deutschen Lied beim Namen: CANCEL-CULTURE! Die Leidtragende? Layla, die schöne Layla. Die junge Layla. Die geile Layla. Das arme Luder wird gecancelt, von Würzburg!!! Ein Skandal, ein erneuter Angriff auf unsere christlich-abendländisch geprägte Saufkultur, denn auf dem „Kiliani“ in Herbipolis darf soll der Sommerhit 2022 „Layla“ nicht gespielt werden – dabei hatten sich dessen Schöpfer, DJ Robin & Schürze, bis zur Selbstaufgabe die Gehirnwindungen mit der Hopfenhaubitze vollgeholzt, um dem deutschen Volke, nach zwei Jahren der Zwangsinternierung im Corona-Gulag, neues Liedgut zu schenken. Dem Wahren, Schönen, Guten eben. Layla (schön, jung, geil) selbst war bis zu diesem Zeitpunkt zu keiner Stellungnahme bereit. Überhaupt versteht es Layla vortrefflich, sich vor der Öffentlichkeit zu verstecken, denn Bescheiden ist sie auch noch, Die Geile wurde vom Postillon ausfindig gemacht und befragt. Und so Dennoch gebührt der anheimfallende Ruhm allein den männlichen Kulturschöpfern.

Sie ist schöner, jünger, geiler
La-la-la-la, die wunderschöne Layla
La-La-La-La-La-La-La-Layla
La-la-la-la, la-la-la-la-la-la

DJ Robin & Schürze

Zur Einordnung, das „Kiliani“ ist ein Volksfest das mit dem Namenstag des Würzburger Schutzpatron, dem Heiligen Kilian einhergeht. Neben dem Schutzpatronat für Würzburg, Heilbronn, Mainz-Kostheim, Bad Heilbrunn, des Bistums Würzburg und der Region Franken arbeitet der Wanderprediger Kilian auch 1.333 Jahre nach seinem frühzeitigen, durch eine rachlüstige Witwe herbeigeführten Ableben als Rheumatologe und Augenarzt – das erschließt sich zumindest aus Wikipedia, denn „er wird bei Augenleiden, Gicht und Rheumatismus angerufen.“ (Falls Sie, werte Leserinnen und Leser an den genannten Gebrechen leiden, eine Telefonnummer gibt es von Dr. Kilian leider nicht. Auch Google und Jameda sind hier ratlos.) Jedenfalls war die Witwe Gailana 689 n. Chr. derart wütend auf Kilian, dass sie ihn in den Märtyrertod schicken lies. Warum? Obwohl verwitwet, heiratete Sie ihren Schwager Herzog Gosbert, was mit christlichem Kirchenrecht eigentlich unvereinbar war und so pochte Kilian auf ebendieses Recht und drängte Gosbert zur Auflösung dieser unheiligen Verbindung. Christlich-abendländischer Avantgardist, der Kilian! In ebendieser Tradition ist es ganz und gar vollkommen logisch, dass auf dem Kiliani 2022 die schönere, jüngere, geilere Puffmutter Layla besungen können werden soll und muss. Nicht?! Gut, Mann hätte die Schlampe auch Gaila (naa, naa, naa, nanana) nennen können, aber der künstlerischen Freiheit sind und sollen keine Grenzen gesetzt sein! Der Kulturpaladin und Frankfurter-Rundschau Kommentardesperado „Gast“ fasst das Dilemma und die Tragweite dieses würzburgischen Frevels gekonnt zusammen:

„tja schlimmer geht nimmer, das hat mit Freiheit schon lange nichts mehr zu tun
alles wird verboten, frag mich wann die Grünen die Reisefreiheit abschaffen, eingeschränkt haben die es ja schon.
Welche Sau wird man noch durchs Ort treiben ?
Mit dem Rauchverbot wurde die Bistro und Disko Szene ruiniert
mit Corona die Sportstätten und Gastronomie, außer MC doof
und jetzt die Volksfeste
und da wundern sich die FFMler über Partys auf der Straße
wie brauchen eine Freiheitsbewegung wie die 68er gegen GRün, ansonsten haben wir bald gar keine Freiheit mehr“

Jetzt mal ohne Ironie, aber leider nicht ganz ohne Wertung: Die Stadt Würzburg veranstaltet seit mindestens 176 Jahren ein Volksfest zu Ehren des beschriebenen Patrons. 2022 scheint man gesellschaftlich so weit zu sein, dass man herabwürdigende Kacklieder (aka Ballermann-Hit), die nur geschrieben werden um dauerpubertären Teilzeitalkoholikern etwas zum Gröhlen in den bierschäumigen Mund zu legen, damit die Kasse klingelt. Für diesen Zweck sind „Döp Döp Dö Dö Döp Döp“ und „Layla La La La La“ eine perfekte Symbiose aus Gastronomie und Schlagerbranche, das Perpetuum Mobile des Partytourismus‘. Und dieses wird nun ausgerechnet von grünwoken Bajuwaren entzweit? Zu Hüüülfe!

Ich denke, unsere Kultur (oder das, was davon übrig ist) wurde seit 1945 von nichts und niemanden so dermaßen und dauerhaft durch den Dreck gezogen, wie es Ballermann-Hits seit 30 Jahren mit sinkender Niveaukurve vermögen. Selbst „Gasts“ Orthographie hat keine dermaßen verbrannte Erde und Synapsen hinterlassen, wie Ingo ohne Flamingo, Ikke Hüftgold und Lorenz Büffel: Schnelles Geld mit dummer Scheisse. Der biodeutsche Kulturwüterich beruft sich gerne auf Goethe und Kant, um vermeintliche Barbarenhorden aus dem Morgenland abzuwehren, aber wenn es hart auf hart kommt, hält er es mit Michael Wendler. Also dem hier, nicht dem hier.

Klarstellung: Das Anstoß zu diesem Text gebende Lied ist weder verboten noch indiziert, jeder kann sich derlei Komposition 24/7 auf die Ohren geben und dazu die Leber betonieren. Freiheit! Nur die Stadt Würzburg möchte diese sexistische Kackscheiße nicht auf dem Fest des Wanderbischofs Kilian. Weil Kultur, gell. Wichtig! Saupreiss!

What will you do when you get lonely
And nobody′s waiting by your side?
You’ve been running and hiding much too long
You know, it′s just your foolish pride

Layla, you got me on my knees
Layla, I’m begging darling, please
Layla, darling, won’t you ease my worried mind?

Eric Clapton & Jim Gordon

<- Hassliebe

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